SITUATION JUNGER MENSCHEN
Das Themenheft "Situation junger Menschen" gliedert sich in folgende Kapitel: Demographie, Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Mobilität, Bildung und Armut.
Kernaussagen aller Kapitel finden Sie unten stehend, außerdem können Sie das gesamte Heft als pdf downloaden.
Demographische Aspekte
Insgesamt leben 2017 in der Großregion 2.421.221 junge Menschen unter 20 Jahren, das entspricht 20,9% der Gesamtbevölkerung. Prognosen für das Jahr 2050 ergeben, dass die jungen Menschen in Zukunft einen immer kleineren Teil der Bevölkerung ausmachen werden. Zwar wird die Zahl an Kinder und Jugendlichen in der Wallonie und insbesondere in Luxemburg ansteigen, jedoch können sie die Verluste in den anderen Regionen nicht wettmachen, so dass für die Großregion in der Altersklasse der Menschen unter 20 Jahren ein deutlicher Rückgang droht. Vor allem das Saarland muss sich auf enorme Einbußen in der jungen Bevölkerung einstellen.
Beschäftigungssituation
In der Großregion leben laut der Arbeitskräfteerhebung der EU ca. 516.100 Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Das entspricht einer Erwerbsquote von 38,6% für die jungen Menschen. Die Erwerbsquoten für die Jugendlichen reichen großregional von 23,7% in der Wallonie bis zu 51,5% in Rheinland-Pfalz. Dazwischen liegen Luxemburg (30,3%), Lothringen (39,9%) und das Saarland (48,5%). Die Ursachen für diese große Spannweite liegen u.a. in Unterschieden in der Organisation der Ausbildung (schulisches versus duales Ausbildungssystem, verschiedener Umgang mit Nebenjobs in Schule und Studium).
Bei der Betrachtung der Beschäftigungsquote zeigen sich deutlich die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Beschäftigungsquote junger Menschen. Die Quote für die Großregion verlief seit 2007 mit Werten um die 35% relativ stabil, lediglich im Hauptkrisenjahr 2009 und im Jahr 2013 fiel sie unter die Marke von 34%. Dennoch ist die Krise für Jugendliche auch in der Großregion noch nicht überstanden. Zwischen 2016 und 2017 sank die Jugenderwerbsquote in der Großregion um 0,3 Pro-zentpunkte.
Junge Beschäftigte waren nicht nur den Auswirkungen der Krise stärker ausgesetzt, sondern sind zudem überdurchschnittlich häufig von Teilzeit und Befristung betroffen. Außerdem gelten bei den Mindestlohngesetzgebungen für jugendliche Arbeitnehmer oftmals Sonderregelungen: Mitunter wurden niedrigere Mindestlohnsätzen für junge Menschen festgelegt oder diese von den Mindestlohnregelungen ausgeschlossen.
Arbeitslosigkeit
Die Situation der Jugendlichen gestaltet sich bei der Arbeitslosigkeit besonders problematisch: 2017 waren 16% der 15- bis 24-jährigen Erwerbspersonen ohne Arbeit. Das waren zwar etwas weniger als in der EU-28 (16,8%), aber innerhalb der Großregion erreichten die Wallonie (29%) und Lothringen (22,1%) Werte über dem europäischen Niveau. Auch in Luxemburg waren 15,5% der unter 25-jährigen Erwerbspersonen arbeitslos. Merklich unter diesen Ergebnissen – aber über dem gesamtdeutschen Durchschnitt – blieben die beiden deutschen Bundesländer (Saarland 10,2%, Rheinland-Pfalz 7,4%).
Bei der Betrachtung der Arbeitslosenquoten müssen allerdings die Kriterien für die Bestimmung der Jugendarbeitslosigkeit in der Großregion differenziert betrachtet werden. So unterscheiden sich die als Bezugsgrundlage herangezogenen Personengruppen der Erwerbspersonen (Unterschiede in der Organisation der Ausbildung - schulisches versus duales Ausbildungssystem; verschiedener Umgang mit Nebenjobs in Schule und Studium).
Ein eventuell geeigneterer Indikator stellt die sogenannte „NEET-Rate“ dar - jungen Menschen, die weder eine Arbeit haben, noch eine allgemeine oder berufliche Ausbildung absolvieren. Das Konzept der NEET-Rate geht über die Erwerbstätig/Nicht-Erwerbstätig-Klassifizierung hinaus und berücksichtigt auch verschiedene Graustufen. Die NEET-Rate der Großregion betrug im Jahr 2017 12,4% und schnitt damit besser ab als die EU-28 (14,3%). Im interregionalen Vergleich erzielten Luxemburg mit 8,2% und Rheinland-Pfalz mit 9,5% die niedrigsten Quoten. In allen anderen Teilregionen war mehr als jeder zehnte junge Mensch von einer NEET-Situation betroffen.
Als eine Maßnahme zur Unterstützung junger Menschen schlug die Europäische Kommission im Dezember 2012 im Rahmen eines Jugendbeschäftigungspaketes die Einführung einer Jugendgarantie vor. Alle EU-Mitgliedstaaten haben die Jugendgarantie grundsätzlich akzeptiert und auch in den Teilgebieten, welche die Großregion betreffen, wird dieses Konzept zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit implementiert und umgesetzt.
Mobilität junger Menschen
Im Rahmen der Strategie Europa 2020 wurde im Jahr 2010 die Initiative „Jugend in Bewegung“ aufgelegt. Die Initiative zielt darauf ab, die Bildung und Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen zu verbessern. Von den rund 232.000 Grenzgängern im Jahr 2017 waren fast 16% junge Menschen unter 30 Jahren. Das wichtigste Zielgebiert junger Grenzgänger war im Jahr 2017 mit großem Abstand das Großherzogtum Luxemburg, wohin ca. 81% einpendeln. Wird neben dem Pendlerstrom in Richtung Luxemburg auch die grenzüberschreitende Mobilität junger Menschen in die Wallonie und die deutschen Teilgebiete mitberücksichtigt, machten die junge Arbeitnehmer aus Frankreich über 50% aller unter 30-Jähriger großregionalen Berufspendler aus. Insgesamt arbeiten ca. 22.530 junge Franzosen unter 30 Jahren jenseits der Grenze.
Bildung
Die Europäische Union hat sich in der Europa 2020-Strategie zwei Ziele aus dem Bereich Bildung gesetzt: die Steigerung des Anteils der 30- bis 34-Jährigen mit abgeschlossener Hochschulbildung auf mindestens 40% und die Verringerung der Quote vorzeitiger Schulabgänger auf unter 10%.
Im Jahr 2017 lag der Wert in der Großregion mit 36,3% noch fast vier Prozentpunkte hinter der Zielvorgabe zurück und auch 3,6 Prozentpunkte hinter der EU-28-Quote von 39,9%. Innerhalb der Großregion lag Luxemburg mit einer Quote von 52,7% klar an der Spitze. Zusammen mit der Wallonie (40,9% in 2017) haben diese beiden Teilregionen als einzige im Kooperationsraum das europäische Ziel schon erfüllt. Lothringen liegt in diesem Jahr immer noch unter dem europäischen Ziel (38,9 %). Die beiden deutschen Regionen wiesen mit 29,8% (Rheinland-Pfalz) und 25,8% (Saarland) die niedrigsten Werte aus. Sie liegen damit auch deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt Deutschlands (34%). Der vergleichsweise geringe Akade-mikeranteil in beiden deutschen Bundesländern ist vor dem Hintergrund der dort besonde-ren Bedeutung des Berufsbildungssystems mit den Lernorten Betrieb und Berufsschule zu sehen.
Am anderen Ende des Qualifikationsspektrums zielt die europäische Bildungspolitik darauf ab, den Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die höchstens den Sekundarbereich I durchlaufen haben und an keinen weiteren Bildungs- und Ausbildungsgängen teilnehmen, bis zum Jahr 2020 auf unter 10% zu senken. Trotz einiger positiver Entwicklungen in den vergangenen Jahren betrug der Anteil dieser frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger im Jahr 2017 in der Großregion immer noch 10,2%, wobei die Quote bei den jungen Männern in allen Gebieten – außer im Saarland – höher ausfällt als bei den Frauen.
Zwischen den Ländern und Regionen sind allerdings beträchtliche Unterschiede zu verzeichnen: Innerhalb des Kooperationsraums weisen Rheinland-Pfalz und saarland mit Werten über 11% den weitaus höchsten Anteil an frühzeitigen Schul-und Ausbildungsabgängern aus, der nicht nur den Durchschnitt der EU-28 überschritt, sondern auch über dem nationalen Vergleichswert liegt. Lothringen und Luxemburg konnten weit unter diesem Durchschnitt bleiben (7,2 und 7,3%).