Schulabbrecher

Viele Schul- und Ausbildungsabbrecher entscheiden sich im zweiten Bildungsgang für eine berufliche Bildung

Einer Studie des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP) zufolge entschieden sich Lernende, die zuvor ihre (allgemeine oder berufliche) Ausbildung abgebrochen oder einen anderen Lernweg eingeschlagen haben und infolgedessen zum zweiten Mal einen Bildungsgang beginnen, oft für die berufliche Bildung. Dieser Qualifizierungsweg bietet Programme für weniger erfolgreiche Studierende, aber auch für diejenigen, die einen nicht-akademischen Weg bevorzugen; vielen jungen Menschen wird eine (zweite) Chance auf einen Abschluss, der zu einem Arbeitsplatz führt, geboten. Der Studie zufolge wählt ein Drittel der Personen, die im Sekundarbereich II aus dem Bildungssystem ausscheiden, anschließend einen beruflichen Bildungsgang und erwirbt letztlich eine Qualifikation des Sekundarbereichs II oder eine postsekundäre Qualifikation.

Eines der Kernziele von Europa 2020 lautet, die durchschnittliche Schulabbrecherquote in der EU auf unter 10% zu senken.

Deutschland und Luxemburg orientieren sich in ihren nationalen Zielen an der EU-Vorgabe; Belgien und Frankreich wollen diese mit Zielwerten von 9,5% nochmals unterschreiten.

Im Jahr 2021 zählten 9,9% der 18- bis 24-Jährigen in der Großregion (ohne Saarland) zu der Gruppe der frühen Schul- und Ausbildungsabgänger.

Dieser Wert liegt sogar über dem europäischen Durchschnitt von 9,7% und hat das europäischen 10%-Ziel somit fast erreicht. Dies ist zwar ermutigend, bedeutet aber, dass jeder zehnte junge Mensch heute noch Schwierigkeiten hat, seine Ausbildung fortzusetzen oder sich nachhaltig und qualitativ in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Im interregionalen Vergleich nehmen Rheinland-Pfalz (13,4%) und das Saarland für 2019 (11,7%) die negativen Spitzenpositionen ein. Diese hohen Zahlen könnten z. T. auch mit den Besonderheiten des deutschen Ausbildungssystems zusammenhängen, in dem für eine qualifizierte Berufsausbildung nicht unbedingt ein Abschluss der Sekundarstufe II erforderlich ist. In Lothringen und in der Wallonie ist die Schulabbrecherquote 2021 mit 7,2% bzw. 8,3% recht niedrig. So wie Luxemburg (9,3%) erfüllen diese Teilregionen nicht nur das europäische Ziel für 2020, sondern auch ihre nationalen Ziele.

Frühe Schul- und Ausbildungsabgänger 2021

Anteil der 18- bis 24-Jährigen (in % der Bevölkerung im selben Alter), die sich nicht oder nicht mehr in (Aus-) Bildung oder Weiterbildung befinden und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen

Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: Eurostat

An vorderster Stelle bei der Veränderungsrate seit 2011 liegt die Wallonie mit -6,4 Prozentpunkten, gefolgt von Lothringen mit -4,3 Prozentpunkten und dem Saarland (-3,6 Pp, 2011-19). In Rheinland-Pfalz stagnierte die Entwicklung (-0,1 Pp) und Luxemburg musste sogar eine Zunahme (+3,1 Pp) der frühen Schulabgänger seit 2011 vermelden. Dazu hat in Luxemburg die Abbrecherquote bei den jungen Frauen besonders zugenommen (+3,3 Pp) bei den jungen Männern etwas weniger stark (+2,8 Prozentpunkte). Die verfügbaren Daten lassen leider nicht erkennen, ob es sich um einen einfachen konjunkturellen Effekt oder einen sich abzeichnenden Trend handelt.

In allen anderen Teilregionen ist im Betrachtungszeitraum ein durchweg rückläufiger Trend festzustellen, was darauf hindeutet, dass die Anstrengungen der einzelnen Länder zur Bekämpfung der Schulabbrüche Früchte getragen haben. Allerdings sind die Auswirkungen der Pandemie nicht außer Acht zu lassen, waren doch die jungen Menschen im Besonderen getroffen.  

Allerdings ist nun davon auszugehen, dass weitere Erfolge in diesem Bereich im Vergleich zu früheren Zeiträumen immer schwerer zu erzielen sind, da die noch verbleibenden Schulabbrecher sich in Problemlagen befinden, die zumindest zum Teil durch den Aufbau der sozio- und bildungspolitischen sowie wirtschaftlichen Systeme der einzelnen Länder bedingt und nur schwer zu beeinflussen sind.

Entwicklung der frühen Schul- und Ausbildungsabgänger seit 2011

Veränderung zwischen 2011 und 2021 (bzw. 2019) in Prozentpunkten der 18- bis 24-Jährigen, die sich nicht oder nicht mehr in (Aus-) Bildung oder Weiterbildung befinden und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen

Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: Eurostat