Struktur der Bruttowertschöpfung

Struktur der Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftssektoren

Die Struktur der Wertschöpfung ist in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess, je nachdem, wie sich die Wirtschaft wandelt und wie sich das Beschäftigungsverhältnis in den einzelnen Branchen verändert. In Abhängigkeit von Produktivitätssteigerungen, die häufig durch technologische Entwicklungen ermöglicht werden, geht die Entwicklung der Beschäftigung in einem Wirtschaftszweig jedoch nicht immer mit einer ähnlichen Entwicklung der Wertschöpfung einher. So schaffen einige Branchen mit hoher Wirtschaftsleistung proportional mehr Wertschöpfung als sie Arbeitsplätze bieten. Umgekehrt gibt es Wirtschaftszweige, die arbeitsintensiver sind als die Wertschöpfung. Diese Unterschiede lassen sich durch einen Vergleich der Struktur der Arbeitnehmerbeschäftigung mit der Struktur der Bruttowertschöpfung feststellen.

Struktur der Arbeitnehmerbeschäftigung und der Bruttowertschöpfung in der Großregion 2020

Struktur der Arbeitnehmerbeschäftigung und der Bruttowertschöpfung (nominal) nach Wirtschaftssektoren im Jahr 2020, Verteilung in %

Die Werte für den Sektor Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, der in allen Volkswirtschaften in der Minderheit ist, werden aus Gründen der Lesbarkeit nicht angegeben.
Berechnungen: IBA-OIE
Quellen
Wallonien, DG Belgien: Beschäftigung und Bruttowertschöpfung: ICN, Comptes régionaux
Saarland, Rheinland-Pfalz: Beschäftigung: Erwerbstätigenrechnung der Länder; Bruttowertschöpfung: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (Revision 2019)
Lorraine: Beschäftigung: INSEE Estimations d‘emploi; vorläufige Daten für 2020; Bruttowertschöpfung: INSEE, Valeurs ajoutée régionales base 2014, 2020 vorläufig
Luxemburg: Beschäftigung: Eurostat; Bruttowertschöpfung: STATEC, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (NACE Rev.2)
EU 27: Beschäftigung und Bruttowertschöpfung: Eurostat

Der tertiäre Sektor, der Sektor mit der höchsten Wertschöpfung

In der Großregion nimmt der tertiäre Sektor sowohl bei der Beschäftigung als auch bei der Verteilung der Wertschöpfung einen dominierenden Platz ein (76,3% der Beschäftigten für 73,5% der Wirtschaftsleistung). Die marktbestimmten Dienstleistungen beschäftigen die meisten Arbeitnehmer und tragen am stärksten zur Wertschöpfung bei.

Es fällt in den Volkswirtschaften aller Teilregionen auf, dass der Anteil, der von den marktbestimmten Dienstleistungen geschaffenen Wertschöpfung höher ist als der Anteil, der beschäftigten Arbeitnehmer. Dieser Unterschied ist in Luxemburg besonders deutlich: 59% der Beschäftigten des Landes erwirtschaften 70% Wertschöpfung in den marktbestimmten Dienstleistungen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass im Großherzogtum der Finanz-, Bank- und Versicherungssektor überrepräsentiert ist. Im Gegensatz dazu erwirtschaften die nicht-marktbestimmten Dienstleistungen weniger Wertschöpfung, als sie Arbeitnehmer beschäftigen (32,1% der Arbeitsplätze gegenüber 23,8% der Wertschöpfung in der Großregion). Das Unterrichtswesen, das Gesundheitswesen und das Sozialwesen sind in der Tat Tätigkeiten, die nur wenig Wertschöpfung erzeugen. In den Volkswirtschaften Lothringens, Walloniens und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens spielt dieser Bereich jedoch eine wichtige Rolle, da sein Anteil an der Beschäftigung über dem großregionalen Durchschnitt liegt und somit mehr zur Wertschöpfung beiträgt (zwischen 25 und 30%) als im Rest der Großregion. Allerdings fällt in diesen drei Gebieten auf, dass der Anteil der Beschäftigten im nichtkommerziellen Sektor signifikant höher ist als der Beitrag des Sektors zur Wertschöpfung (die Abweichungen zwischen dem Anteil der Beschäftigung und dem Anteil der Wertschöpfung liegen zwischen 8 und 13%), im Vergleich zu Luxemburg und den beiden deutschen Bundesländern (Abweichungen zwischen 7 und 4%). Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass die Wertschöpfung umso langsamer wächst, je größer der Anteil der nicht-marktbestimmten Dienstleistungen an der Beschäftigung ist. Der Abstand zwischen dem Anteil der Beschäftigung dieses Wirtschaftszweigs und seinem Beitrag zur Wertschöpfung wird dann immer größer.

Die Industrie ist immer noch ein starker Motor für die Wertschöpfung

Die Industrie (ohne Baugewerbe) erwirtschaftet bei abnehmendem Beschäftigungsanteil (16,8% der Beschäftigten in der Großregion im Jahr 2020) immer noch fast ein Fünftel der Wertschöpfung im Kooperationsraum (19,8%).

Insbesondere in den deutschen Bundesländern ist sie für ein Viertel der geschaffenen Wirtschaftsleistung bei rund einem Fünftel der Beschäftigten verantwortlich. Und obwohl der Anteil der Industriebeschäftigten in der Großregion unter dem europäischen Anteil liegt (16,8% der Beschäftigten in der Großregion gegenüber 17,7% in der EU 27), ist der Anteil an der geschaffenen Wertschöpfung im europäischen Vergleich höher (19,8% in der Großregion gegenüber 19,5% auf europäischer Ebene), ein Indiz für stark wertschöpfende Industrie in der Großregion.

Diese Unterschiede sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Beschäftigten in der Industrie in der Großregion seit 2003 stark zurückgegangen ist (-10,5%), während die Wertschöpfung in diesem Sektor um 26,8% gestiegen ist (wodurch sich eine Differenz von drei Prozentpunkten zwischen dem Anteil der Industrie an der Wertschöpfung und der Beschäftigung auf 19,8% bzw. 16,8% vergrößert hat). Insbesondere in Rheinland-Pfalz und in der Wallonie beträgt der Unterschied zwischen dem Anteil der Industrie an der Wertschöpfung und dem Anteil der Beschäftigten über 6 Prozentpunkte, was auf die Präsenz von Industrieaktivitäten mit hoher Wirtschaftskraft in diesen Gebieten hindeutet. Dennoch schwächt sich das Gewicht der Industrie in der Gesamtstruktur der Wertschöpfung ab (19,8% im Jahr 2020 gegenüber 24,0% im Jahr 2003). Obwohl die von diesem Sektor geschaffene Wertschöpfung steigt (+26,8% seit 2003), wächst die Gesamtsumme der Wertschöpfung auf der Ebene der Großregion schneller (+53,8% seit 2003) .

Das Baugewerbe ist eine arbeitsintensive Branche

Das Baugewerbe trägt in der Großregion mit 5,8% zur Wertschöpfung bei, ein etwas geringerer Anteil als die Beschäftigung (6,1%), was auf einen arbeitsintensiven und wenig wohlstandsschaffenden Sektor hindeutet.

Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen in Luxemburg, wo der Sektor mehr als einen von zehn Arbeitnehmern beschäftigt, aber nur 6% zur Wertschöpfung beiträgt. Eine Ausnahme in der Großregion bildet die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, wo der Anteil des Sektors an der Wertschöpfung (7,6%) - der höchste innerhalb des Kooperationsraums - höher ist als der Anteil der Beschäftigten (6,4%).

Eine detailliertere Analyse der Struktur der Arbeitnehmerbeschäftigung in der Großregion nach Wirtschaftssektoren finden Sie auf der Seite: Arbeitnehmerbeschäftigung.