Entwicklung der grenzüberschreitenden Beschäftigung

Nachdem die Zahl der Grenzgänger 2020 kaum zunimmt, steigt sie 2021 erneut an

Das Jahr 2020 unterschiedet sich von den vorhergehenden Jahren durch eine geringere Zunahme der Einpendlerzahlen. So wird zwischen 2019 und 2020 nur eine Zunahme um 1.912 Grenzgänger verzeichnet, während deren Zahl zwischen 2018 und 2019 um 8.369 angestiegen ist. Die Dynamik der Ströme hat sich 2020 jedoch nicht verändert, noch immer ist bei den Grenzgängern nach Luxemburg und in die Wallonie eine Zunahme zu beobachten, bei denen in das Saarland und nach Rheinland-Pfalz ein Rückgang. Geändert hat sich jedoch das Grenzgängervolumen nach Zielgebiet: So gibt es nur eine geringe Zunahme bei den Einpendlern nach Luxemburg (+2.830 in 2020 gegenüber +9.310 in 2019) und einen sehr deutlichen Rückgang der Einpendler in das Saarland (-9%, d. h. 1.468 Personen).

Die Erholung des Arbeitsmarktes im Jahr 2021 schlägt sich auch in den Grenzgängerzahlen nieder. So zählt man zwischen 2020 und 2021 in der Großregion 7.236 zusätzliche Grenzgänger, was eine Zunahme um 2,9% darstellt. Die Zahl der Grenzgänger nach Luxemburg steigt im gleichen Zeitraum um 7.700 Personen (also 3,9%) und der Rückgang der Einpendler in das Saarland und nach Rheinland-Pfalz erreicht das Vorkrisenniveau (-3,7 bzw. -1,9%).

 

Entwicklung der Einpendler in die Großregion

Entwicklung der Zahl der Einpendler in die Großregion zwischen 2016 und 2021 nach Teilregion. Veränderung in Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Saarland und Rheinland-Pfalz: BA; Luxembourg: IGSS; Wallonie: INAMI

 

Historischer Rückgang der ins Saarland einpendelnden französischen Grenzgänger in 2020

Zwischen 2019 und 2020 hat die Zahl der ins Saarland einpendelnden Grenzgänger aus Frankreich um 9,1% (d. h. um 1.469 Personen) abgenommen. Dies ist der stärkste Rückgang, der seit 1992 zwischen Frankreich und dem Saarland beobachtet wurde. Die Betrachtung der Grenzgänger nach Nationalität zeigt, dass es vor allem die Einpendler mit einer anderen Nationalität als der deutschen sind, deren Zahl zurückgegangen ist (-10,6%). Der Rückgang bei den Grenzgängern deutscher Nationalität – auch atypische Grenzgänger genannt – liegt dagegen bei nur 5,0%.

Entwicklung der ins Saarland einpendelnden Grenzgänger aus Frankreich

Entwicklung der Zahl der ins Saarland einpendelnden Grenzgänger aus Frankreich seit 2008, nach Nationalität, in absolut

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: BA

Lothringer stellen weiterhin den größten Anteil an den Einpendlerströmen

In der Großregion weisen die Lothringer die größte Grenzgängermobilität auf, in 2020 repräsentierten sie fast 54% alle Einpendlerbewegungen in eines der Teilgebiete des Kooperationsraums. Aus diesem Grund bilden sie ein wichtiges Arbeitskräftereservoir, insbesondere in einigen Branchen, in denen sie überrepräsentiert sind. Dies ist v.a. in der verarbeitenden Industrie der Fall, dem wichtigsten Arbeitgeber der lothringischen Grenzgänger in allen Teilgebieten der Großregion – mit Ausnahme Luxemburgs. Im Großherzogtum ist es der Bereich „Handel; Instandhaltung und Reparatur von KFZ“, in dem die meisten Lothringer beschäftigt sind. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit haben wir keinen Zugriff auf die jüngsten Daten, einige Besonderheiten in Bezug auf die lothringischen Grenzgänger erlauben uns jedoch, Perspektiven für die Teilgebiete, die sie beschäftigen, aufzuzeigen.

Insbesondere sei hier auf die Unterschiede beim Alter der Grenzgänger nach Zielgebiet hingewiesen: 2018 waren die in die deutschen Teilgebiete einpendelnden Lothringer älter als diejenigen, die nach Luxemburg einpendelten. Im Saarland sind fast 73% der lothringischen Grenzgänger älter als 40 Jahre, in Rheinland-Pfalz beträgt dieser Anteil sogar 75%, in Luxemburg dagegen nur 50%. Dieser Unterschied erklärt sich insbesondere durch die Wirtschaftsstruktur dieser beiden Regionen: Die nach Deutschland einpendelnden Grenzgänger arbeiten vor allem in der Industrie, wo es eine geringere Personalfluktuation gibt; die Grenzgänger bleiben hier also länger in ihren Arbeitsverhältnissen. Auch der sprachliche Aspekt kann eine Erklärung für den niedrigen Anteil an jungen Grenzgängern in Deutschland darstellen. Die nach Luxemburg einpendelnden Grenzgänger arbeiten dagegen oft im Dienstleistungsbereich, der nicht dieselbe Stabilität in punkto Beschäftigungsdauer bietet. Eventuell tendiert die Jugend auch dazu, sich weniger lange an dasselbe Unternehmen zu binden. In jedem Fall stellt die Alterung der lothringischen Grenzgänger angesichts ihrer Bedeutung für die großregionalen Arbeitsmärkte eine große Herausforderung im Hinblick auf den Ersatzbedarf an Arbeitskräften dar. Vorstellbar ist etwa, dass die Teilgebiete, die lothringische Grenzgänger beschäftigen, insbesondere das Saarland, das über eine ältere Arbeitnehmerschaft verfügt, Strategien zur Anziehung von Arbeitskräften entwickeln, z. B. durch attraktive Ausbildungsangebote sowie die Beseitigung von sprachlichen Barrieren (Frankreichstrategie, Weiterbildung in mehreren Teilgebieten etc.).

Zwischen 2020 und 2021 erreichtdie Zunahme an Grenzgängern wieder das Vorkrisenniveau

Im Jahr 2020 belief sich die Zahl der nach Luxemburg einpendelnden Grenzgänger auf 199.840 Personen, also 2.850 mehr als 2019. Zwischen 2020 und 2021 stieg ihre Zahl um 7.690 Personen auf insgesamt 207.530 Grenzpendler. Betrachtet man die Entwicklung der ins Großherzogtum einpendelnden Grenzgänger während der letzten Jahre, so werden die Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den luxemburgischen Arbeitsmarkt deutlich: Zwischen 2019 und 2020 liegt die Zunahme der Einpendlerzahl erstmals seit 2013 unter dem Vorjahresniveau. Zwischen 2020 und 2021 erreicht diese Zunahme mit einem Wert von 3,8% wieder das Vorkrisenniveau.

Entwicklung der in Luxemburg beschäftigten Grenzgänger

Entwicklung der Zahl der nach Luxemburg einpendelnden Grenzgänger im Vergleich zum Vorjahr (zwischen 2008 und 2021), in absolut und in %.

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: IGSS

Stärkerer Rückgang der französischen Einpendler zwischen 2019 und 2020

Seit dem Jahr 2000 ist ein kontinuierlicher Rückgang der in Rheinland-Pfalz beschäftigten Grenzgänger aus Frankreich zu verzeichnen, sowohl bei den Grenzgängern deutscher Nationalität als auch bei denen anderer Nationalitäten. In den letzten beiden Jahren sind es jedoch vorwiegend die Grenzgänger anderer Nationalitäten, die den wesentlichen Teil der verzeichneten Rückgänge ausmachen. Wie im Saarland sind auch hier die größten Rückgänge zwischen 2019 und 2020 zu verzeichnen (-4,7%, also 192 Personen), die Beschäftigtenzahlen weisen hier allerdings eine andere Größenordnung auf. Auch zwischen 2020 und 2021 ist die Zahl der Grenzgänger rückläufig, der Rückgang erreicht jedoch wieder das Vorkrisenniveau (-2,1%, d. h. 81 Personen).

Entwicklung der nach Rheinland-Pfalz einpendelnden Grenzgänger aus Frankreich

Entwicklung der Zahl der nach Rheinland-Pfalz einpendelnden Grenzgänger aus Frankreich seit 2008, nach Nationalität, in absolut

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: BA

Zunahme der Auspendler auch während der Gesundheitskrise

Seit mehr als 20 Jahren nimmt die Zahl der Auspendler aus der Wallonie von Jahr zu Jahr zu. Tatsächlich ist hier im Vergleich zum Vorjahr durchgehend eine positive Entwicklung zu verzeichnen, auch zwischen 2019 und 2020 und zwischen 2020 und 2021 (+1,2 bzw. +1,8%). Im Einzelnen sind es vor allem die Auspendler in Richtung Luxemburg, deren Zahl die größte Zunahme verzeichnet. Letztere machten 2021 mehr als 77% der Auspendler aus, gegenüber ca. 12 bzw. 10% in Richtung Frankreich und Deutschland. In diesem Kontext lassen sich folglich keine eindeutigen Auswirkungen der Gesundheitskrise auf die Entwicklung der Grenzgängerströme beobachten. Betrachtet man die Verteilung der Grenzgänger nach Wirtschaftsbereichen (gemäß IGSS), zeigt sich, dass die aus der Wallonie stammenden Grenzgänger vor allem in den folgenden Bereichen tätig sind: Baugewerbe; Handel und Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Motorrädern; Finanz- und Versicherungsdienstleistungen; freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen; Gesundheits- und Sozialwesen. All dies sind Wirtschaftsbereiche, in denen die Beschäftigtenzahlen seit 2019 eher zugenommen haben, insbesondere im Gesundheitswesen (+9,9% zwischen 2019 und 2020, +9,0% zwischen 2020 und 2021).

Entwicklung der Auspendler aus der Wallonie

Entwicklung der Zahl an Auspendler aus der Wallonie seit 2008, nach Zielland, in absolut

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: INAMI

Weitere Zunahme der Grenzpendler nach Luxemburg zwischen 2019 und 2021

Wie bereits bei der Wallonie beobachtet, hat auch die Zahl der in Luxemburg beschäftigten Grenzgänger aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens während der beiden Jahre der Gesundheitskrise zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Grenzgängerzahlen zwischen 2019 und 2020 um +2,4%, zwischen 2020 und 2021 um +3,0%. Wie schon bei den Auspendlern aus der Wallonie ist es auch hier sinnvoll, die Verteilung der Grenzgänger nach Wirtschaftsbereichen zu betrachten, um diesen Anstieg zu erklären. Die Mehrheit dieser Grenzgänger arbeitet im Baugewerbe oder im Gesundheitswesen, beides Sektoren, die zwischen 2019 und 2020 eine Zunahme ihrer Beschäftigten um 40 bzw. 50 Personen verzeichnet haben.

Entwicklung der Grenzgänger aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, die nach Luxemburg einpendeln

Entwicklung der Zahl der Grenzgänger aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, die nach Luxemburg einpendeln, seit 2008, in absolut

*: Gerundete Zahlen ab 2009

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: IGSS