Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Nach ca. zwei Jahren Gesundheitskrise können wir eine erste Bilanz zum Arbeitsmarkt in der Großregion und dessen Entwicklung während der Gesundheitskrise ziehen. Dazu betrachten wir verschiedene Indikatoren, wie unter anderem die Zahl der Arbeitssuchenden und die Arbeitslosenquoten der Teilgebiete der Großregion.

Zusammenfassend konnte im Laufe der Pandemie auf großregionaler Ebene folgendes beobachtete werden:

 

Entwicklung der Zahl der Arbeitssuchenden während der Gesundheitskrise

Entwicklung der Zahl der Arbeitssuchenden während der COVID-19-Pandemie zwischen 2019 und 2021 nach Angaben der Arbeitsagenturen. Entwicklung in Prozent.

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Saarland und Rheinland-Pfalz : BA ; Wallonie : NBB ; Lorraine : DARES ; Luxembourg : ADEM ; DGB : ADG

Im letzten Quartal 2021 hat die Zahl der Arbeitssuchenden wieder das Vorkrisenniveau erreicht

Auf großregionaler Ebene steigt die durchschnittliche jährliche Arbeitslosenzahl zwischen 2019 und 2020 um fast 40.000 Personen (also 7,2%). Zwischen 2020 und 2021 geht ihre Zahl dagegen um nahezu 20.000 (also -3,4%) zurück. Die prozentuale Entwicklung zwischen 2019 und 2020 ist von Teilgebiet zu Teilgebiet sehr unterschiedlich. So steigt die Zahl der Arbeitssuchenden in Rheinland-Pfalz und in Luxemburg um mehr als 20%, im Saarland um fast 17%. Im selben Zeitraum verzeichnen Lothringen und die Wallonie dagegen lediglich eine Zunahme von 2,0 bzw. 3,0%. Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens liegt mit einem Anstieg von 7,0% zwischen diesen beiden Gruppen. Betrachtet man gleichzeitig die Arbeitslosenquote der Teilgebiete im Jahr 2019, stellt man fest, dass die Teilgebiete mit dem deutlichsten Anstieg der Arbeitslosenzahl auch diejenigen sind, deren Arbeitslosenquote vor der Krise am niedrigsten lag (siehe Kapitel „Arbeitslosenquote und Langzeitarbeitslosenquote“).

Der 2020 beobachtete rapide Anstieg der Arbeitslosenzahlen ist weniger auf eine Zunahme der Entlassungen zurückzuführen als vielmehr auf einen „Stau“ der Arbeitssuchenden aufgrund des Fehlens von neuen Stellenangeboten, bedingt durch den Stillstand auf dem Arbeitsmarkt, der wiederum v.a. eine Folge der Ausgangsbeschränkungen und der Einstellung bestimmter Aktivitäten war. Der Rückgang der Zahl der Arbeitssuchenden in 2021 zeigt aber eine allmähliche Rückkehr zur Normalität auf dem Arbeitsmarkt oder zumindest die Auswirkungen der Lockerung der Gesundheitsmaßnahmen. Die Langzeitarbeitslosigkeit bleibt jedoch aufgrund des „Staus“ der Arbeitssuchenden auf hohem Niveau.

Monatliche Entwicklung der Zahl der Arbeitssuchenden während der Pandemie

Monatliche Entwicklung der Zahl der Arbeitssuchenden in der Großregion von Januar 2019 bis Dezember 2021, in absoluten Zahlen

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Saarland und Rheinland-Pfalz: BA; Wallonie: NBB; Lorraine: DARES; Luxembourg: ADEM; DGB: ADG

Trotz Anstieg der Arbeitslosenquote 2020 in allen Teilgebieten, allmähliche Verbesserung der Situation in 2021

Im Jahr 2020 liegt die Arbeitslosenquote in der Großregion bei 5,9%, also 1,2 Prozentpunkte unter dem europäischen Durchschnitt. Die Unterschiede zwischen den großregionalen Teilgebieten sind dabei enorm, insbesondere zwischen den deutschen Ländern auf der einen Seite, und Lothringen und der Wallonie auf der anderen Seite. Die Frauenarbeitslosigkeit liegt auf großregionaler Ebene im Übrigen leicht unter jener der Männer. Was die Entwicklung der Arbeitslosenquote betrifft, so steigt diese nach einer Phase des Rückgangs, der zwischen 2015 und 2019 in allen Teilgebieten der Großregion zu beobachten ist, im Jahr 2020 wieder an. Dies zeigt sich auf großregionaler Ebene durch eine Erhöhung um 0,7 Prozentpunkte (pp) zwischen 2019 und 2020.

Anhand der von den Arbeitsagenturen und Statistikämtern der großregionalen Teilgebiete bereitgestellten Daten kann die vierteljährliche Entwicklung der Arbeitslosenquote während der Pandemie dargestellt werden. Das Jahr 2020 dient als Referenz, um die Auswirkungen der Gesundheitskrise auf die Arbeitslosigkeit zu beurteilen. Unter den Teilgebieten lassen sich zwei Profile unterscheiden. Auf der einen Seite Lothringen und die Wallonie, deren Arbeitslosenquoten vor der Krise eher rückläufig sind, mit einem Tiefstwert im zweiten Quartal 2020. Im dritten Quartal 2020 erreicht die Arbeitslosenquote in Lothringen einen Höchststand, im vierten Quartal geht die Kurve dann wieder steil nach unten. Zum Ende des Beobachtungszeitraum steigt die Arbeitslosenquote wieder leicht an, bleibt aber unter den 2019 beobachteten Werten. In der Wallonie zeigt die Arbeitslosenquote eine ähnliche Entwicklung, der Höchststand wird hier aber im ersten Quartal 2021 erreicht. Am Ende des Beobachtungszeitraums liegt die Arbeitslosenquote dagegen 2,1 pp über den Werten von 2019. In den beiden deutschen Teilgebieten weist die Arbeitslosenquote einen relativ ähnlichen Verlauf auf: Nach einem Höchststand im dritten Quartal 2020 verzeichnet sie 2021 einen Rückgang, liegt aber über dem im selben Zeitraum 2019 verzeichneten Niveau. In Luxemburg steigt die Arbeitslosenquote im zweiten Quartal 2020 auf einen Höchststand, danach geht sie wieder zurück und erreicht die Werte von 2019. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens steigt die Arbeitslosenquote im dritten Quartal 2020 auf einen Höchstwert, danach ist sie wieder rückläufig. Am Ende des Beobachtungszeitraums erreicht sie dann ähnliche Werte wie 2019.

Vierteljährliche Entwicklung der Arbeitslosenquote in der Großregion

Vierteljährliche Entwicklung der Arbeitslosenquote zwischen dem ersten Quartal 2019 und dem dritten Quartal 2021 in % (nach Angaben der Arbeitsagenturen der Teilgebiete)

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Saarland und Rheinland-Pfalz: BA; Lorraine: DARES, INSEE; Luxembourg: STATEC, ADEM; Wallonie: Statbel; DGB: ADG, Le Forem, VDAB, Actiris.

Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit in 2020, insbesondere in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Luxemburg

Wie vorstehend dargelegt, hat die Gesundheitskrise aufgrund eines drastischen Rückgangs der Einstellungen zu einem Stillstand auf dem Arbeitsmarkt geführt, was wiederum automatisch einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen und im selben Zuge einen „Stau“ bei den Langzeitarbeitslosen verursacht. Dies zeigt sich auf großregionaler Ebene durch einen kontinuierlichen Anstieg ihrer Zahl in 2020 und einen allmählichen Rückgang in 2021, wobei die Werte weiterhin über dem Vorkrisenniveau liegen, fast +13 pp zwischen dem dritten Quartal 2019 und demselben Zeitraum 2021. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen nimmt 2020 in allen Teilgebieten zu, insbesondere im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Luxemburg. Und im Gegensatz zur Gesamtheit der Arbeitssuchenden, deren Zahl in diesen Teilgebieten ab 2021 wieder zurückgeht, steigt die Zahl der Langzeitarbeitslosen bis zum zweiten Quartal 2021 weiter an. In Luxemburg wird bereits ab dem ersten Quartal 2021 ein Rückgang verzeichnet. In der Wallonie und in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens nimmt die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Laufe des Jahres 2020 zu und bleibt auch am Ende des Beobachtungszeitraums über den Werten von 2019. Auch Lothringen verzeichnet 2020 einen kontinuierlichen Anstieg der Langzeitarbeitslosen, deren Zahl geht jedoch ab dem ersten Quartal 2021 wieder zurück, um schließlich am Ende des Beobachtungszeitraums Werte fast auf Vorkrisenniveau zu erreichen.

Entwicklung der Zahl der Langzeitarbeitslosen in der Großregion

Entwicklung der Zahl der Langzeitarbeitslosen (=> 12 Monate) in der Großregion zwischen dem ersten Quartal 2019 und dem dritten Quartal 2021. (Index 100, Q1 2019 = 100)

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Saarland und Rheinland-Pfalz: BA; Lorraine: DARES, INSEE; Luxembourg: STATEC, ADEM; Wallonie: Statbel, Le Forem; DGB: ADG, Le Forem, VDAB, Actiris.

Entwicklung des Anteils der Langzeitarbeitslosen in der Großregion

Entwicklung (in %) des Anteils der Langzeitarbeitslosen (=> 12 Monate) an der Gesamtheit der Arbeitslosen in der Großregion zwischen dem ersten Quartal 2019 und dem dritten Quartal 2021.

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Saarland und Rheinland-Pfalz: BA; Lorraine: DARES, INSEE; Luxembourg: STATEC, ADEM; Wallonie: Statbel, Le Forem; DGB: ADG, Le Forem, VDAB, Actiris.

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen nimmt 2020 in allen Teilgebieten zu und bleibt auch 2021 auf hohem Niveau

Ein weiterer Indikator, der erlaubt, die Dynamik des Arbeitsmarktes zu beurteilen, ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Gesamtzahl der Arbeitssuchenden. Auf großregionaler Ebene steigt dieser Anteil ab dem dritten Quartal 2020 an und überschreitet im zweiten Quartal 2021 die Schwelle von 50%. Den deutlichsten Anstieg innerhalb der Großregion verzeichnen die deutschen Teilgebiete, wobei diese vor der Krise den niedrigsten Anteil aufwiesen. Trotz dieses Anstiegs bleibt der im dritten Quartal 2021 für sie verzeichnete Prozentsatz unter dem der anderen Teilgebiete. Hier liegt der Anteil der Langzeitarbeitslosen am Ende des Beobachtungszeitraums über der Schwelle von 50%. Den höchsten Anteil verzeichnet dabei die Wallonie, mit 59,7% im dritten Quartal 2021.