Im Frühjahr 2020 breitet sich die COVID-19-Epidemie in Europa aus und wird in kürzester Zeit zur Pandemie.

Von den nationalen Regierungen werden Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Innerhalb der Großregion werden diese Maßnahmen die Gewohnheiten und das tägliche Leben von Arbeitnehmern und Bürgern gleichermaßen stark verändern. Die Auswirkungen der Grenzschließung innerhalb des Kooperationsraums sind nicht nur den Grenzgängern in Erinnerung geblieben.

Nach zwei Jahren Gesundheitskrise richten wir den Blick auf die beiden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, zur Ausübung beruflicher Tätigkeiten auch für Grenzgänger: das ist zum einen der rasante Ausbau der Möglichkeiten zur Telearbeit und zum anderen die Anpassung der Kurzarbeiterregelung.

Telearbeit muss in jedem Staat geregelt und reguliert werden (Arbeitsrecht, Ausstattung, Vertraulichkeit). Für Grenzgänger gibt es hier zusätzliche Hürden. Personen, die von zuhause aus in ihrem Wohnsitzland arbeiten, können ggf. nicht mehr als Grenzgänger betrachtet werden und müssen sozial- und steuerrechtlich anders behandelt werden.

Die europäische Gesetzgebung sieht folgendes Prinzip vor: Eine Person, die ihre berufliche Tätigkeit in mehreren Mitgliedstaaten der Europäischen Union ausübt, kann nur in einem Land beitragspflichtig sein. Im vorliegenden Fall bleibt der Grenzgänger weiterhin in seinem gewöhnlichen Beschäftigungsland sozialversicherungspflichtig, wenn die Beschäftigung in seinem Wohnsitzland im Rahmen der Telearbeit 25% seiner gesamten Arbeitszeit oder seines Arbeitsentgelts nicht überschreitet.

Bei Überschreitung diese Grenze (wenn die Tätigkeit im Wohnsitzland 25% oder mehr der gesamten Arbeitszeit / des gesamten Arbeitsentgelts ausmacht) muss der Arbeitnehmer in seinem Wohnsitzland sozialversichert sein und unterliegt mit seinen kompletten Einkünften der Sozialversicherung dieses Landes. Angesichts der unterschiedlichen Besteuerung in den Ländern können die finanziellen Folgen für den Arbeitnehmer enorm sein. Zudem muss das Unternehmen im Beschäftigungsland Sozialversicherungsabgaben im Wohnsitzland des Arbeitnehmers zahlen. Es muss den Arbeitnehmer bei der ausländischen Sozialversicherungsanstalt anmelden und die ausländischen Sozialversicherungsabgaben dorthin abführen, was mit erheblichem Aufwand verbunden ist und ein Hemmnis für die Telearbeit von Grenzgängern darstellt.

Gleich zu Beginn der Gesundheitskrise im Frühjahr 2020 wurde zwischen den Ländern der Großregion vereinbart, dass Arbeitnehmer über die 25%-Grenze hinaus Telearbeit leisten können, aber weiterhin in ihrem Tätigkeitsland Beiträge zahlen müssen. So konnten sie Telearbeit in gleicher Weise wie andere Arbeitnehmer in Anspruch nehmen. Um die Krise zu bewältigen, wurde diese Flexibilität gegenüber der EU-Verordnung bis 2021 verlängert und gilt derzeit für die Länder der Europäischen Union bis zum 30. Juni 2022.

Um die Telearbeit für Grenzgängern zu vereinfachen, hatten die Behörden der Großregion bereits Mitte März 2020 beschlossen, dass die uneingeschränkte Telearbeit im Wohnsitzstaat keine Auswirkungen auf die Besteuerung von Grenzgängern haben wird, die im Tätigkeitsland erfolgt (nur Grenzgänger aus Frankreich nach Deutschland und aus Deutschland nach Frankreich, die im Grenzgebiet wohnen, zahlen ihre Steuern im Wohnsitzland).

Andere Steuerabkommen (Frankreich-Belgien, Frankreich-Deutschland) besagen, dass Grenzgänger (die nicht den Status eines Grenzgängers im steuerlichen Sinne haben) ihre Steuern in den jeweiligen Ländern anteilig für die in jedem Land gearbeitete Zeit zahlen.

Das Abkommen zwischen den Ländern, das Mitte März 2020 eingeführt wurde, sieht vor, dass Tage, an denen im Wohnsitzland im Telearbeitsverhältnis gearbeitet wird, keine Auswirkungen auf die Besteuerung haben.