2021 war jeder zweite Luxemburger im (halb-)öffentlichen Sektor tätig

Wird die Verteilung der drei relevanten Arbeitnehmergruppen auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt nach Wirtschaftsbranchen betrachtet, so zeichnet sich eine Segmentierung und damit auch eine starke Abhängigkeit Luxemburgs von externen Arbeitskräften in bestimmten Branchen ab. So ist vor allem der (halb-)öffentliche Bereich von luxemburgischen Arbeitskräften dominiert, wie etwa die öffentliche Verwaltung (87%), die Energieversorgung (60%) und das Gesundheits- und Sozialwesen (42%). Die Hinwendung der Luxemburger zu diesen Branchen liegt weitgehend in der Beherrschung der luxemburgischen Sprache sowie in der luxemburgischen Staatsbürgerschaft begründet, die oftmals eine Zugangsvoraussetzung für Arbeitsplätze im (halb-)öffentlichen Dienst bilden. Außerdem ist die zunehmende Konzentration von Luxemburgern in der öffentlichen Verwaltung durch die dort vorzufindenden krisenfesten und gut dotierten Arbeitsplätze motiviert.1 So kommt es, dass die IGSS für 2021 genau 44.340 gebietsansässige Luxemburger für diesen Sektor ausweist, was 36% aller Beschäftigten mit Luxemburger Nationalität und Wohnort entspricht.

1 Vgl. Wille, Christian: Grenzgänger und Räume der Grenze. Raumkonstruktionen in der Großregion SaarLor-Lux (Luxemburg-Studien / Etudes luxembourgeoises, Bd. 1), Frankfurt/M., Peter Lang, 2012, S. 282ff.

Ansässige Ausländer und Grenzgänger im privaten Sektor beschäftigt

Des Weiteren ist eine hohe Konzentration von ansässigen Ausländern in privaten Haushalten mit Personal (75%), im Gastgewerbe (50%) sowie in der Erziehung und Unterricht (40%) aus-zumachen. Ferner sind sie mit 34% im Baugewerbe vertreten, wobei Grenzgänger hier bereits die Hälfte der Arbeitskräfte (57%) stellen. In anderen Branchen haben Grenzgänger noch mehr Gewicht. Dies gilt etwa im Verarbeitenden Gewerbe (69%), in Handel und Reparatur (60%), in Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (57%), in den wirtschaftlichen Dienstleistungen (57%), in Information und Kommunikation (53%) oder in den freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (49%). Der Vergleich der Anteile von Grenzgängern und ansässigen Ausländern in den jeweiligen Branchen zeigt, dass sich innerhalb des privatwirtschaftlichen Sektors Konkurrenzverhältnisse einerseits und Spezialisierungen beider Personengruppen andererseits abzeichnen.

In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftssektoren und Herkunftsgebiet

In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftssektoren (NACE Rev. 2) und Herkunftsgebiet am 31.03.2021 (Verteilung in %)

Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS

Deutsche vor allem im Baugewerbe, Franzosen und Belgier in Handel und Reparatur von Kraftfahrzeugen stark vertreten

Wird die Gruppe der Grenzgänger nach Herkunftsregionen betrachtet, so lassen sich hier auch im Jahr 2021 branchenspezifische Differenzierungen feststellen. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arbeitnehmer in den in der unten stehenden Grafik aufgeführten Branchen konzentriert sich ein hoher Anteil der Grenzgänger mit Wohnsitz in Frankreich auf die Bereiche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (29%). Grenzgänger aus Deutschland sind in der Finanz- und Versicherungsbranche gut vertreten. Wie bei den Franzosen arbeitet der größte Teil der Belgier im Handel, gefolgt von den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Das Verarbeitende Gewerbe ist traditionell stark von Pendlern aus Frankreich geprägt, die hier 52% aller Grenzgänger stellten. Die beschäftigungsstärkste Branche für die deutschen Grenzgänger ist die Baugewerbe.

Branchenschwerpunkte (NACE Rev.2) von in Luxemburg beschäftigten Grenzgängern nach Herkunftsländern am 31.03.2021 (Verteilung in %)

Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS

In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftszweigen (NACE Rev. 2) und Herkunftsland am 31.03.2021 (Verteilung in %).

Berechnungen: IBA-OIE | Quelle: IGSS

Die Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen verbucht mit einem Plus von rund 5.990 Stellen den größten Zuwachs

Die abhängige Beschäftigung in Luxemburg hat zwischen 2020 und 2021 um 2,9% zugelegt. Die höchste Wachstumsrate ist bei den Grenzgängern (3,8%) zu verzeichnen, gefolgt von den ansässigen Ausländern und den Arbeitnehmern mit luxemburgischer Nationalität (2,1%). In der Branchenbetrachtung gab es die größten Zuwächse in absoluten Zahlen bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (+5.990 Stellen) und in der öffentlichen Verwaltung, der Verteidigung und der Sozialversicherung (+3.330 Stellen), Gesundheits- und Sozialwesen (+1.810 Stellen) und das Baugewerbe (+1.790). Danach folgen die Erbringung von Finanz- und Versicherungsleistungen (+1.320 Stellen).

  • Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen: Zwischen 2020 und 2021 ist die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich um 21,9% (d.h. um 5.990 Stellen) gestiegen. 57% der Stellen in diesem Bereich sind mit Grenzgängern besetzt. Von der positiven Beschäftigungsentwicklung in dieser Branche profitierten in erster Linie die Grenzgänger aus Frankreich (+31,6%), dann diejenige aus Belgien (+21,2%).  Dieser bemerkenswerte Anstieg steht im Gegensatz zu dem erheblichen Rückgang zwischen 2019 und 2020 (-5.370 Beschäftigte) vor dem Hintergrund der ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung von Covid-19 und der damit verbundenen Verlangsamung der Wirtschaft. Diese Entwicklungen zeigen sehr gut den Mechanismus, der die ökonomische Konjunktur und die Dynamik dieses Sektors miteinander verbindet. Dieses Phänomen ist jedoch nicht auf das Großherzogtum beschränkt, denn in allen Teilregionen der Großregion verzeichneten die Beschäftigten in der Zeitarbeitsbranche ähnliche Entwicklungen.
  • Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung: Zwischen 2020 und 2021 ist die Branche um 3.330 Stellen gewachsen (+7,0%). Grenzgänger aus allen Ländern profitieren hiervon (Franzosen: +22,5%; Deutsche: +17,9% und Belgier: +16,9%). Diese positive Beschäftigungsentwicklung ist auch bei Ausländern (+11,6%) und bei den Einwohnern luxemburgischer Nationalität (+5,8%) in dieser Branche zu beobachten
  • Gesundheits- und Sozialwesen: Die 1.810 neuen Stellen entsprechen einem Zuwachs von 4,4%. Der Großteil entfiel hierbei auf Grenzgänger (+1.070) davon diejenigen mit Wohnort in Frankreich die Mehrheit darstellen (+510).
  • Baugewerbe: Zwischen 2020 und 2021 wurden im Baugewerbe 1.790 neue Verträge abgeschlossen (+3,7%). Die meisten neuen Beschäftigten sind Grenzgänger (drei Viertel der neuen Stellen), davon diejenigen, die aus Franrkeich kommen, die Mehrheit darstellen (+820). Die Zahl der französischen Grenzgänger ist damit auch höher als die der Deutschen (rund 13.330 gegenüber 8.720) und die der Belgier (6.340 Personen).
  • Erbringung von Finanz- und Versicherungsleistungen: diese Branche, die zwischen 2020 und 2021 von einer Zunahme um 1.320 Arbeitsplätzen gekennzeichnet war, beschäftigt vor allem Grenzgänger (24.230 Stellen, also knapp 50% aller Stellen). Sie waren mit dem ansässigen Ausländer die Hauptnutznießer dieses Anstiegs (jeweils +670 und +660 Stellen). Die französischen Grenzgänger nehmen den zweiten Platz in diesem Sektor ein (11.610) und erlebten den zweithöchsten absoluten Anstieg (+430 Stellen).

Gesundheitskrise: Bemerkenswerte Rückgänge im Gastgewerbe und im verarbeitenden Gewerbe

Zwischen 2020 und 2021 verzeichneten das Gastgewerbe (HORECA) und das verarbeitende Gewerbe hohe Stellenrückgänge von -1560 bzw. -700 Stellen, d. h. -7,5 % bzw. -2,2 %. Tatsächlich wirkte sich die Bekämpfung der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie durch die verhängten Beschränkungen stark auf diese beiden Sektoren aus. In beiden Fällen waren die Rückgänge bei den ausländischen Staatsangehörigen am stärksten (-920 bzw. -440 Stellen).