Arbeitslosigkeit in der Großregion

Die Messung der Arbeitslosigkeit in der Großregion kann auf zwei verschiedene Arten analysiert werden: zum einen anhand der von EUROSTAT gelieferten und nach ILO harmonisierten Daten, die einen internationalen Vergleich ermöglichen, und zum anderen anhand der Zahlen der Arbeitsagenturen der einzelnen Teilregionen der Großregion. Auf dieser Seite finden Sie eine Reihe von Indikatoren, die aus Daten von EUROSTAT stammen, wie z.B. die Arbeitslosenquote nach Alter und Geschlecht sowie die Langzeitarbeitslosigkeit. Die Daten der regionalen Arbeitsagenturen sind auf dieser Seite abrufbar.

Arbeitslosenquote nach EUROSTAT

Die im Rahmen der EU-Arbeitskräfteerhebung erfasste und nach dem ILO-Konzept harmonisierte Arbeitslosenquote betrug im Jahr 2021 in der Großregion 6,0 % und lag damit 1,0 Prozentpunkt unter dem europäischen Niveau von 7 Prozent.

Hinter dem großregionalen Wert verbergen sich aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen: Rheinland-Pfalz (3,7 %) und vor allem das Saarland  (2,9 %) verzeichneten 2021 eine deutlich geringere Arbeitslosenquote als der Durchschnitt der Großregion, während der Arbeitsmarkt in der Wallonie und in Lothringen schlechter dastand (8,8 % bzw. 8,5 %). Die Arbeitslosenquote der DG Belgien (6,7 %) konnte sich zwar positiv von der Wallonie abheben, bewegte sich aber dennoch oberhalb des großregionalen Mittels.

Frauenarbeitslosigkeit in der Großregion niedriger als die der Männer

Im Jahr 2021 lag die Frauenarbeitslosigkeit in der Großregion mit einer Quote von 6,0 % leicht unterhalb derjenigen der Männer (6,6 %). Auf europäischer Ebene hingegen ist die Situation umgekehrt: Die Arbeitslosenquote der Frauen ist höher als die der Männer (7,4 % gegenüber 6,7 %), und auch hier beträgt der Unterschied 0,6 Pp. Innerhalb der Großregion sind nur geringe Unterschiede, unter einem Prozentpunkt, in der Höhe der Arbeitslosenquoten nach Geschlecht auszumachen.

Arbeitslosenquote insgesamt und nach Geschlecht 2021

Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %

*Großregion: Männer und Frauen ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG

Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit in der Großregion und EU

In den folgenden Absätzen finden Sie noch weitere Informationen zur Arbeitslosigkeit, darunter die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die Situation der Großregion gegenüber der EU sowie Daten zur Langzeitarbeitslosigkeit.

Rückgang der großregionalen Arbeitslosigkeit seit 2011

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Zeitraum 2011 bis 2021 zeigt einen Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Großregion um 1,2 Prozentpunkte. Nur in Luxemburg (+0,3 Pp) ist die Quote sich im Betrachtungszeitraum sehr leicht angestiegen. Infolge der Finanzkrise stieg die Arbeitslosenquote an und ging dann bis 2011 rapide zurück. Zwischen 2011 und 2015 stieg die Arbeitslosenquote erneut an, bevor sie bis 2019 um fast 3 Pp auf 5,2 % sank. Im Jahr 2020 wirkt sich die Gesundheitskrise stark auf den Arbeitsmarkt und insbesondere auf die Arbeitslosigkeit aus, die in den Jahren 2020 und 2021 auf 6,0 % steigt.

Entwicklung der Arbeitslosenquote von 2011 bis 2021

Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %

*Großregion: 2020 ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG

Unterschiedliche Entwicklungen der Arbeitslosenquoten innerhalb der Großregion

Innerhalb des Kooperationsraums entwickelten sich die Arbeitslosenzahlen seit 2011 weitestgehend positiv: das Saarland (-2,9 Pp) und Lothringen (-1,6 Pp) konnten im Betrachtungszeitraum den größten Rückgang verzeichnen. Im Vergleich dazu lag diese in der Großregion bei - 1,2 Pp. In Rheinland-Pfalz nahm die Arbeitslosigkeit um 1,0 Prozentpunkt ab und in die Wallonie um 0,7 Pp. Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien konnte noch einen Rückgang um 1,2 Pp verzeichnen, im Gegensatz zu Luxemburg, wo die Arbeitslosigkeit seit 2011 um 0,3 Prozentpunkte zunahm.

Zwischen 2011 und 2015 stieg die Arbeitslosenquote in Lothringen an und erreichte 2015 einen Wert von 12,2 %. Seitdem ist sie auf 8,5 % im Jahr 2021 zurückgegangen, nachdem sie 2020 während der Gesundheitskrise um 0,6 Prozentpunkte angestiegen war.

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote in der wallonischen Region verzeichnet einen ähnlichen Verlauf als in Lothringen, mit einem Anstieg zwischen 2011 und 2015, als sie 11,8 % erreichte, und einem Rückgang bis 2019 (7,1 %). Im Jahr 2020 steigt sie sehr leicht an - der geringste Anstieg unter den Teilregionen - und nimmt, im Gegensatz zu den anderen Regionen, 2021 erneut zu (+ 1,5 Pp), auf eine Quote von 8,8 %.

Ähnlich verlief die Entwicklung in Luxemburg, ein Anstieg der Arbeitslosenquote zwischen 2011 et 2015 (6,7 %) und einen Rückgang bis 2019 (5,6 %). Im Jahr 2020 ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Zusammenhang mit der Gesundheitskrise in Luxemburg mit +1,2 Pp am stärksten. Zwischen 2020 und 2021 wird der Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Phase der wirtschaftlichen Erholung den Anstieg im Jahr 2020 wieder ausgleichen, da die Arbeitslosenquote um 1,5 % sinkt.

Zwischen 2011 und 2021 erreicht in der Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien die Arbeitslosenquote im Jahr 2014 mit 8,8 % ihren Höchststand und sinkt dann bis 2019. Der Anstieg zwischen 2019 und 2020 (+0,6 %) wird jedoch im Folgejahr nicht ausgeglichen (-0,1 %) und erreicht 2021 6,7 %. Über den gesamten Zeitraum hinweg ist der Rückgang immer noch positiv (-1,2 Pp).

Auch die beiden deutschen Teilgebiete verzeichnen ähnlichen Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Im Saarland ist die Arbeitslosenquote von 2012 bis 2021 rückläufig. Da für 2020 keine Daten vorliegen, können wir die Auswirkungen der Gesundheitskrise nicht bewerten, obwohl der Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden - über 5.500 zusätzliche Arbeitssuchende im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019, was einem Anstieg von +16,8 % entspricht (LINK zum Schwerpunktthema "Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den Arbeitsmarkt in der Großregion") - auf einen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahr 2020 schließen lässt. Im Zeitraum 2019-2021 verzeichnet das Saarland jedoch den stärksten Rückgang der Arbeitslosenquote (- 0,7 Pp.) und erreicht mit 2,9 % den niedrigsten Wert in der Großregion. In Rheinland-Pfalz geht die Arbeitslosenquote ab 2011 zurück und erreicht 2019 mit 2,7 % den niedrigsten Wert im Betrachtungszeitraum. Im Jahr 2020 steigt die Arbeitslosenquote um fast 1 Prozentpunkt auf 3,6 %. Im Gegensatz zum Saarland bleibt die Arbeitslosenquote 2021 (im Vergleich zu 2020) mit einer Quote von 3,7 % stabil.

Kontinuierlicher Rückgang des geschlechtsspezifischen Gefälles seit 2011

Die geringen Unterschiede in den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen sind sowohl in der Großregion als auch in der EU erst seit kurzem zu beobachten. In den vorangegangenen Jahren war die weibliche Erwerbsbevölkerung dem Risiko der Arbeitslosigkeit in der Regel stärker ausgesetzt als die männliche. Auf großregionaler Ebene geht die Arbeitslosenquote der Frauen zwischen 2011 und 2021 stärker zurück als die der Männer (-1,5 gegenüber -0,4 %). Auf europäischer Ebene hingegen verzeichnen sowohl Männer als auch Frauen eine positive Entwicklung (-2,8 bzw. -3,0  Im Jahr 2021 betragen die Unterschiede zwischen den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen in der Großregion 0,6 Prozentpunkte zugunsten der Frauen und auf europäischer Ebene ebenfalls 0,6 Prozentpunkte, diesmal jedoch zugunsten der Männer.

Arbeitslosenquote in der Großregion im Vergleich zu Europa 2011-2021

Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %

*GR. Region: 2020 und 2021 ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG

In 2021 sind 40% der Arbeitslosen in der Großregion länger als ein Jahr arbeitslos

Die Langzeitarbeitslosenquote ist ein Indikator für strukturelle Probleme des Arbeitsmarktes. Mit zunehmender Dauer von Arbeitslosigkeit gehen auch eine Vielzahl individueller Probleme einher: So haben von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Personen häufiger gesundheitliche und psychische Probleme, erfahren mit zunehmender Dauer ihrer Erwerbslosigkeit einen Ver-lust ihrer erworbenen Qualifikationen, beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen und sind durch materielle Verarmung zunehmend auch von sozialer und kultureller Isolation betroffen. Langzeitarbeitslosigkeit führt zu einer dauerhaften Abkopplung vom Erwerbsleben und wirft die Frage auf, wie die Beschäftigungsfähigkeit der Betroffenen aufrechterhalten werden kann, um die spätere berufliche Wiedereingliederung zu fördern. Die Betreuung der Langzeitarbeitslosen und die Berufsausbildung – einschließlich Aufrechterhaltung bzw. Ausweitung der Kompetenzen oder Umschulung – spielen eine wesentliche Rolle, damit die betroffenen Personen aus ihrer Isolierung herausfinden und wieder eine Beschäftigung aufnehmen (vgl. Schwerpunktthema IBA·OIE 2022).

Im Jahre 2021 waren in der Großregion 40,3% der Arbeitslosen seit mehr als einem Jahr ohne Beschäftigung. Ihr Anteil an den Erwerbspersonen betrug 2,6%. Im europäischen Durchschnitt war der Anteil der Langzeitarbeitslosen unter den Arbeitslosen etwas niedriger (39,1%) und unter den Erwerbspersonen liegt er mit 2,7% auf dem gleichen Niveau wie in der Großregion.

Im Kooperationsraum gab es 2021 proportional die meisten Langzeitarbeitslosen in der Wallonie: fast jeder zweite Arbeitslose (48,5%) und 4,3% der Erwerbspersonen waren davon betroffen. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen war auch in der DG Belgien sehr hoch (53,9%). Es folgt das Saarland mit einem Wert (41,8%) leicht über dem großregionalen Durchschnitt. Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg verzeichnen alle Werte unter dem großregionalen Durchschnitt (jeweils 34,9; 33,6 und 33,5%). Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung variiert jedoch innerhalb dieser Regionen: Das Saarland, Luxemburg und Rheinland-Pfalz verzeichnen Werte unterhalb von 2,0 %. Lothringen liegt leicht über dem großregionalen Durchschnitt (2,9%).

Deutlicher Rückgang der Langzeitarbeitslosen unter den Arbeitslosen zwischen 2011 et 2021

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen hat in der Großregion im Zeitraum 2011-2021 um 5,0 Prozentpunkte abgenommen. Auf europäischer Ebene ist bei diesem Indikator ein noch stärker Rückgang (-5,1 Pp). Innerhalb der Teilregionen verzeichnete Lothringen mit -8,0 Pp den stärksten Rückgang, gefolgt von Rheinland-Pfalz (-4,9 Pp), das damit noch über dem großregionalen Durchschnitt liegt. Die Wallonie lag mit -4,2 Pp leicht darunter. Die anderen Teilgebiete verzeichneten in diesem Zeitraum einen Anstieg des Anteils der Langzeitarbeitslosen (Luxemburg: +5,1 Pp und die Deutschsprachige Gemeinschaft: +6,8 Pp).

Anteil der Langzeitarbeitslosen in der Großregion 2011 und 2021

Anteil der Langzeitarbeitslosen (seit mehr als 12 Monaten arbeitslos) unter den Arbeitslosen in %

*Saarland: 2009-2019
**GR. Region: 2011-2021 ohne Sarland
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: EUROSTAT - LFS; DG Belgien: ADG

Rückgang des Anteils der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbspersonen in den letzten zehn Jahren

Zwischen 2011 und 2021 war der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbspersonen in der Großregion leicht rückläufig (-0,8 Pp); im Durchschnitt der EU-27 ist die Langzeitarbeitslosenquote in diesem Zeitraum günstig um 1,6 Prozentpunkt gefallen. Eine negative Entwicklung musste innerhalb der Großregion nur Luxemburg hinnehmen (0,4 Pp). In den übrigen Teilgebieten ging die Langzeitarbeitslosenquote in den vergangenen zehn Jahren zurück. Lothringen verzeichnet den höchsten Rückgang mit -1,3%, dann die Wallonie (-0,7 Pp) und Rheinland-Pfalz (-0,6 Pp).

Langzeitarbeitslosenquote in 2011 und 2021

Anteil der Langzeitarbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen derselben Altersgruppe, in %

*Saarland: 2009-2019
**GR. Region: 2011-2021 ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS

Der Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen während der Gesundheitskrise

Es ist wichtig, zu betonen, dass die Gesundheitskrise besonders starke Auswirkungen auf die Langzeitarbeitslosigkeit hatte. Wie im Schwerpunktthema „den Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den Arbeitsmarkt in der Großregion“ ausführlich beschrieben, war die Langzeitarbeitslosigkeit besonders deutlich von der Gesundheitskrise, was vor allem auf eine deutliche Verlangsamung des Arbeitsmarktes infolge der Eindämmungsmaßnahmen und der Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit zurückzuführen ist. Diese Situation führte zu einem erheblichen Stillstand auf dem Arbeitsmarkt, was einen abrupten Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden und damit einen mechanischen Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen zur Folge hatte, die auch 2021 noch hoch ist.