Arbeitslosigkeit in der Großregion

Die Messung der Arbeitslosigkeit in der Großregion kann auf zwei verschiedene Arten analysiert werden: zum einen anhand der von EUROSTAT gelieferten und nach dem ILO-Konzept harmonisierten Daten, die einen internationalen Vergleich ermöglichen, und zum anderen anhand der Zahlen der Arbeitsagenturen der einzelnen Teilregionen der Großregion. Auf dieser Seite finden Sie eine Reihe von Indikatoren, die aus Daten von EUROSTAT stammen, wie z.B. die Arbeitslosenquote nach Alter und Geschlecht sowie die Langzeitarbeitslosigkeit. Die Daten der regionalen Arbeitsagenturen sind auf dieser Seite abrufbar.

Arbeitslosenquote nach EUROSTAT

Die im Rahmen der EU-Arbeitskräfteerhebung erfasste und nach dem ILO-Konzept harmonisierte Arbeitslosenquote betrug im Jahr 2022 in der Großregion 5,5 % und lag damit 0,6 Prozentpunkt unter dem europäischen Niveau von 6,1 Prozent.

Hinter dem großregionalen Wert verbergen sich aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen: Rheinland-Pfalz (3,1 %) und vor allem das Saarland (3,7 %) verzeichneten 2022 eine deutlich geringere Arbeitslosenquote als der Durchschnitt der Großregion, während der Arbeitsmarkt in der Wallonie und in Lothringen schlechter dastand (8,3 % bzw. 6,9 %). Die Arbeitslosenquote der DG Belgien (6,6 %) konnte sich zwar positiv von der Wallonie abheben, bewegte sich aber dennoch oberhalb des großregionalen Mittels.

Frauenarbeitslosigkeit in der Großregion niedriger als die der Männer

Im Jahr 2022 lag die Frauenarbeitslosigkeit in der Großregion mit einer Quote von 5,2 % leicht unterhalb derjenigen der Männer (5,8 %). Auf europäischer Ebene hingegen ist die Situation umgekehrt: Die Arbeitslosenquote der Frauen ist höher als die der Männer (6,5 % gegenüber 5,8 %), und auch hier beträgt der Unterschied 0,7 Pp. Innerhalb der Großregion sind nur geringe Unterschiede, unter einem Prozentpunkt, in der Höhe der Arbeitslosenquoten nach Geschlecht auszumachen.

Arbeitslosenquote insgesamt und nach Geschlecht 2022

Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %

*Großregion: Männer und Frauen ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG

Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit in der Großregion und EU

In den folgenden Absätzen finden Sie noch weitere Informationen zur Arbeitslosigkeit, darunter die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die Situation der Großregion gegenüber der EU sowie Daten zur Langzeitarbeitslosigkeit.

Rückgang der großregionalen Arbeitslosigkeit seit 2012

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Zeitraum 2012 bis 2022 zeigt einen Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Großregion um 2,1 Prozentpunkte. In Luxemburg ist die Quote in diesem Zeitraum am schwächsten gesunken (-0,6 Pp.). Zwischen 2012 und 2015 steigt die Arbeitslosenquote leicht an, bevor sie bis 2019 um fast 3 Pp. auf 5,2% sinkt. Im Jahr 2020 wirkt sich die Gesundheitskrise stark auf den Arbeitsmarkt aus, was sich insbesondere durch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,0 % in den Jahren 2020 und 2021 bemerkbar macht. Im Jahr 2022 sinkt die Arbeitslosenquote in der Großregion wieder auf 5,4%.

Entwicklung der Arbeitslosenquote von 2012 bis 2022

Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %

*Großregion: 2020 ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG

Unterschiedliche Entwicklungen der Arbeitslosenquoten innerhalb der Großregion

Innerhalb des Kooperationsraums hat sich die Situation der Arbeitslosigkeit seit 2012 insgesamt verbessert: das Saarland (-2,6 Pp) und Lothringen (-4,8 Pp) konnten im Betrachtungszeitraum den größten Rückgang verzeichnen. Im Vergleich dazu lag diese in der Großregion bei -2,1 Pp. In Rheinland-Pfalz nahm die Arbeitslosigkeit um 0,9 Prozentpunkt ab und in die Wallonie um 1,7 Pp. Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien konnte noch einen Rückgang um 1,4 Pp verzeichnen. Auch in Luxemburg ging die Arbeitslosenquote leicht zurück (-0,6 Pp.).

Zwischen 2012 und 2015 stieg die Arbeitslosenquote in Lothringen an und erreichte 2015 einen Wert von 12,2 %. Seitdem ist sie auf 6,9 % im Jahr 2022 zurückgegangen, nachdem sie 2020 während der Gesundheitskrise um 0,6 Prozentpunkte angestiegen war.

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote in der wallonischen Region verzeichnet einen ähnlichen Verlauf als in Lothringen, mit einem Anstieg zwischen 2012 und 2015, als sie 11,8 % erreichte, und einem Rückgang bis 2019 (7,1 %). Im Jahr 2020 steigt sie sehr leicht an - der geringste Anstieg unter den Teilregionen - und sinkt zwischen 2021 und 2022 um 1,4 Prozentpunkte auf 8,3 %.

Ähnlich verlief die Entwicklung in Luxemburg, ein Anstieg der Arbeitslosenquote zwischen 2012 und 2015 auf6,7 % und geht dann bis 2019 zurück (5,6 %). Im Jahr 2020 ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Zusammenhang mit der Gesundheitskrise in Luxemburg mit +1,2 Pp am stärksten. Im Jahr 2022 sinkt die luxemburgische Arbeitslosenquote weiter auf 4,6 %.

Zwischen 2012 und 2022 erreicht in der Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien die Arbeitslosenquote im Jahr 2014 mit 8,8 % ihren Höchststand und sinkt dann bis 2019. Der zwischen 2019 und 2020 beobachtete Anstieg (+0,6 %) wird jedoch in den beiden Folgejahren nicht ausgeglichen (-0,2 %) und erreicht somit 2022 6,6 %. Über den gesamten Zeitraum hinweg ist der Rückgang dennoch bemerkenswert (-1,4 Pp).

Auch die beiden deutschen Teilgebiete verzeichnen ähnlichen Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Im Saarland ist die Arbeitslosenquote von 2012 bis 2022 rückläufig. Da für 2020 keine Daten vorliegen, können wir die Auswirkungen der Gesundheitskrise nicht bewerten, obwohl der Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden - über 5.500 zusätzliche Arbeitssuchende im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019, was einem Anstieg von +16,8 % entspricht (LINK zum Schwerpunktthema "Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den Arbeitsmarkt in der Großregion") - auf einen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahr 2020 schließen lässt. Zwischen 2019 und 2022 bleibt die Arbeitslosenquote im Saarland gleich und erreicht 3,7 %. In Rheinland-Pfalz geht die Arbeitslosenquote ab 2011 zurück und erreicht 2019 mit 2,7 % den niedrigsten Wert im Betrachtungszeitraum. Im Jahr 2020 steigt die Arbeitslosenquote um fast 1 Prozentpunkt auf 3,6 %. Zwischen 2021 und 2022 sinkt die rheinland-pfälzische Arbeitslosenquote und liegt somit im Jahr 2022 bei 3,1 %.

Kontinuierlicher Rückgang des geschlechtsspezifischen Gefälles seit 2009

Die geringen Unterschiede in den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen sind sowohl in der Großregion als auch in der EU erst seit kurzem zu beobachten. In den vorangegangenen Jahren war die weibliche Erwerbsbevölkerung dem Risiko der Arbeitslosigkeit in der Regel stärker ausgesetzt als die männliche. Auf großregionaler Ebene geht die Arbeitslosenquote der Frauen zwischen 2012 und 2022 stärker zurück als die der Männer (-2,3 gegenüber -1,9 %). Auf europäischer Ebene fällt der Rückgang der geschlechtsspezifischen Arbeitslosenquote noch deutlicher aus: Die Quote der Männer sinkt um 4,9 Pp. und die der Frauen um 4,5 Pp. Im Jahr 2022 betragen die Unterschiede zwischen den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen in der Großregion 0,6 Prozentpunkte zugunsten der Frauen und auf europäischer Ebene ebenfalls 0,7 Prozentpunkte, diesmal jedoch zugunsten der Männer.

Arbeitslosenquote in der Großregion im Vergleich zu Europa 2012-2022

Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %

*GR. Region: 2020,2021 und 2022 ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG

In 2022 sind 39,6% der Arbeitslosen in der Großregion länger als ein Jahr arbeitslos

Die Langzeitarbeitslosenquote ist ein Indikator für strukturelle Probleme des Arbeitsmarktes. Mit zunehmender Dauer von Arbeitslosigkeit gehen auch eine Vielzahl individueller Probleme einher: So haben von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Personen häufiger gesundheitliche und psychische Probleme, erfahren mit zunehmender Dauer ihrer Erwerbslosigkeit einen Ver-lust ihrer erworbenen Qualifikationen, beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen und sind durch materielle Verarmung zunehmend auch von sozialer und kultureller Isolation betroffen. Langzeitarbeitslosigkeit führt zu einer dauerhaften Abkopplung vom Erwerbsleben und wirft die Frage auf, wie die Beschäftigungsfähigkeit der Betroffenen aufrechterhalten werden kann, um die spätere berufliche Wiedereingliederung zu fördern. Die Betreuung der Langzeitarbeitslosen und die Berufsausbildung – einschließlich Aufrechterhaltung bzw. Ausweitung der Kompetenzen oder Umschulung – spielen eine wesentliche Rolle, damit die betroffenen Personen aus ihrer Isolierung herausfinden und wieder eine Beschäftigung aufnehmen (vgl. Schwerpunktthema IBA·OIE 2022).

Im Jahre 2022 waren in der Großregion 39,6% der Arbeitslosen seit mehr als einem Jahr ohne Beschäftigung. Ihr Anteil an den Erwerbspersonen betrug 2,2%. Im europäischen Durchschnitt war der Anteil der Langzeitarbeitslosen unter den Arbeitslosen etwas niedriger (38,5%) und beträgt 2,4% der Erwerbspersonen.

Im Kooperationsraum gab es 2022 proportional die meisten Langzeitarbeitslosen in der Wallonie: fast jeder zweite Arbeitslose (47,4%) und 3,9% der Erwerbspersonen waren davon betroffen. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen war auch in der DG Belgien sehr hoch (52,5%). Es folgt das Saarland mit einem Wert (41,8%) leicht über dem großregionalen Durchschnitt. Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg verzeichnen alle Werte unter dem großregionalen Durchschnitt (jeweils 33,9; 33,2 und 28,7%). Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung variiert jedoch innerhalb dieser Regionen: Das Saarland, Luxemburg und Rheinland-Pfalz verzeichnen Werte unterhalb von 2,0 %. Lothringen liegt leicht über dem großregionalen Durchschnitt (2,3%).

Deutlicher Rückgang der Langzeitarbeitslosen unter den Arbeitslosen zwischen 2012 et 2022

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen hat in der Großregion im Zeitraum 2012-2022 um 5,4 Prozentpunkte abgenommen. Auf europäischer Ebene ist bei diesem Indikator ein leicht stärker Rückgang (-5,8 Pp). Innerhalb der Teilregionen verzeichnete Lothringen mit -8,3 Pp den stärksten Rückgang, gefolgt von Rheinland-Pfalz (-5,9 Pp), das damit noch über dem großregionalen Durchschnitt liegt. Die Wallonie lag mit -5,3 Pp leicht darunter. Die anderen Teilgebiete verzeichneten in diesem Zeitraum einen Anstieg des Anteils der Langzeitarbeitslosen (Luxemburg: +0,2 Pp und die Deutschsprachige Gemeinschaft: +5,5 Pp).

Anteil der Langzeitarbeitslosen in der Großregion 2012 und 2022

Anteil der Langzeitarbeitslosen (seit mehr als 12 Monaten arbeitslos) unter den Arbeitslosen in %

*Saarland: 2009-2019
**GR. Region: 2012-2022 ohne Sarland
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: EUROSTAT - LFS; DG Belgien: ADG

Rückgang des Anteils der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbspersonen in den letzten zehn Jahren

Zwischen 2012 und 2022 war der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbspersonen in der Großregion leicht rückläufig (-1,1 Pp); im Durchschnitt der EU-27 ist die Langzeitarbeitslosenquote in diesem Zeitraum günstig um 2,6 Prozentpunkt gefallen. In allen Teilgebieten ging die Langzeitarbeitslosenquote in den vergangenen zehn Jahren zurück. Den stärksten Rückgang verzeichnete Lothringen mit - 2,4 Pp, gefolgt vom Saarland (- 1,8 Pp) und der Wallonie (- 1,0 Pp).

Langzeitarbeitslosenquote in 2012 und 2022

Anteil der Langzeitarbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen derselben Altersgruppe, in %

*Saarland: 2009-2019
**GR. Region: 2012-2022 ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS

Der Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen während der Gesundheitskrise

Es ist wichtig, zu betonen, dass die Gesundheitskrise besonders starke Auswirkungen auf die Langzeitarbeitslosigkeit hatte. Wie im Schwerpunktthema „den Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den Arbeitsmarkt in der Großregion“ ausführlich beschrieben, war die Langzeitarbeitslosigkeit besonders deutlich von der Gesundheitskrise, was vor allem auf eine deutliche Verlangsamung des Arbeitsmarktes infolge der Eindämmungsmaßnahmen und der Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit zurückzuführen ist. Diese Situation führte zu einem erheblichen Stillstand auf dem Arbeitsmarkt, was einen abrupten Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden und damit einen mechanischen Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen zur Folge hatte, die auch 2022 noch hoch ist.