Ein Phänomen, welches für die grenzüberschreitende Arbeitnehmermobilität immer stärker an Bedeutung gewinnt, sind die sogenannten ‚atypischen Grenzgänger‘. Als atypische Grenzgänger werden grenzüberschreitend mobile Arbeitskräfte bezeichnet, die ihren Wohnsitz aus einem Teilgebiet der Großregion in ein anderes verlagert haben, aber weiterhin in ihre ‚angestammte Region‘ an ihren Arbeitsplatz pendeln. Davon abgegrenzt werden die typischen Grenzgänger, die aus ihrer ‚angestammten‘ Region ins benachbarte Ausland pendeln. Diese Unterscheidung erweitert die Definition nach EU-Gemeinschaftsrecht hinsichtlich einer räumlichen Ausrichtung der Pendlerströme.

Die Betrachtung der atypischen Pendlerbewegungen auf Basis der aktuell verfügbaren – nach wie vor sehr lückenhaften – Daten1 lässt erkennen, dass analog zum typischen Grenzgängerwesen Frankreich als Wohnland und Luxemburg sowie das Saarland als Arbeitsregionen eine besondere Rolle für die Mobilitätsdynamik spielen. Im Kerngebiet des Kooperationsraums hat sich das Phänomen des atypischen Grenzgängerwesens zahlenmäßig vor allem in den 1990er Jahren an der deutsch-französischen Grenze sowie in der vergangenen Dekade an der luxemburgischen Grenze ausgeweitet.

1 Die Datenlage ermöglicht keine erschöpfende Aussage über die atypischen Grenzgänger in der Großregion. Die folgende von der IBA·OIE vorgenommene Zusammenstellung statistischer Daten und thematischer Informationen stützt sich auf verfügbare Angaben der zuständigen Ämter und wissenschaftliche Studienbefunde.

* Statistische Geheimhaltung | Anzahl der atypischen Grenzgänger in der Großregion 2024 | Zusammenstellung: IBA·OIE | Quellen: IGSS / STATEC, BA
Wohnland   Ziel- bzw. Arbeitsland    
  Luxembourg Saarland Rheinland-Pfalz  
France 5.110 3.950 651  
Belgique 4.780 * 41  
Deutschland 4.800 - -  
Luxembourg - 8 46  
Total 14.690 3.958 738  

Die Zahl der Deutschen, die in Frankreich leben und im Saarland arbeiten, beträgt im Jahr 2024 insgesamt 3.950 Grenzgänger. Sie stellen 29 % aller grenzüberschreitenden Arbeitnehmer aus Frankreich. Bis 2005 stiegt die Anzahl der atypischen Grenzgänger an und erreichte mit 6.670 Personen ihren Höhepunkt. Anschließend ging ihre Zahl weitgehend zurück: Zwischen 2014 und 2024 sank die Zahl der atypischen Grenzgänger um fast 28 %, was etwa 1 520 Personen entspricht. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum verzeichneten die typischen Grenzgänger einen Rückgang um etwa 19 %, was in absoluten Zahlen jedoch einem Rückgang um mehr als 6 080 Personen entspricht. In Rheinland-Pfalz wurde 2009 mit 1.032 Personen die bisher höchste Anzahl atypischer Grenzgänger aus Frankreich registriert. Seitdem sind die Rückgänge auch hier deutlich ausgeprägter als bei den Einpendlern französischer Nationalität. Die derzeit insgesamt 651 atypischen Grenzgänger machen in Rheinland-Pfalz ca. 18 % aller Einpendler aus Frankreich aus.

Im Großherzogtum machten die atypischen Einpendler im Jahr 2024 ca. 6 % aller Luxemburg-Pendler aus, d.h. knapp 14.700 Personen.  Zwischen 2019 und 2024 stieg ihre Zahl um die Hälfte, was fast 4 800 Personen entspricht. Prozentual gesehen ist ihre Zahl in diesem Zeitraum in Frankreich am stärksten gestiegen (+65 %). So verteilten sie sich 2024 zu etwa 35 % auf Frankreich und zu etwa 33 % auf Belgien und Deutschland.